Datenanalyse des Philip-Morris-Leaks

Im Herbst 2013 wurden interne Dokumente des Tabakriesen Philip Morris geleakt, die tiefe Einblicke geben in dessen Lobby-Aktivitäten beim Europäischen Parlament. Es geht um die Tabak-Richtinie der EU, die Anfang Mai 2014 in Kraft trat. Die Dokumente aus dem Jahr 2012 zeigen, dass bei Philip Morris über 150 Mitarbeitern Listen zu den Ansichten der EU-Parlamentarier zu verschiedenen Aspekten der Tabak-Gesetzgebung anlegten. In meiner Analyse dieser Dokumente für die lobbykritische Organisation Corporate Europe Observatory arbeite ich die Parlamentarier heraus, die laut dem Dokument die engsten Beziehungen zu Philip Morris unterhielten. Der Artikel ist außerdem der erste mit maschinenlesbaren Auszügen aus den Leaks.

Zum Artikel: „Looking back at the tobacco lobbying battle: Philip Morris‘ allies in the European Parliament

Die Analyse der Dokumente erforderte erhebliche Zeit – die Leaks lagen als eingescannte Ausdrucke vor, in PDF-Form. Fast 300 Seiten voller Tabellen, deren Erkennung mit einem OCR-Programm detaillierte Nacharbeit erforderte. Aus den verschiedenen Übersichten zu allen Ausschussmitgliedern, Ländergruppen und einer wöchentlichen Übersicht geplanter und bereits umgesetzter Treffen habe ich eine Gesamt-Tabelle erstellt, ergänzt um die Stimmen der Parlamentarier bei der endgültigen Abstimmung über die Richtlinie. So ließen sich mehrere Filter kombinieren, die unter anderem zeigten, wie viele Parlamentarier laut Philip Morris für oder gegen bestimmte Aspekte der Tabakregulierung waren, ob Philip Morris sie als wichtige Ziele ansah und wie oft sie sich angeblich trafen und austauschten. Die Angaben sind mit Vorsicht zu genießen, sie scheinen im manchen Fällen auch ohne Kontakt mit den Parlamentariern entstanden zu sein und widerspiegeln auch den internen Wettlauf bei Philip Morris um die meisten Kontakte.

An sich erfordern die Dokument eine ausführliche interaktive Visualisierung, die die Details dieser Lobbymacht erfahrbar machen.

  • Veröffentlicht in: Daten