Zugegebenermaßen, mit schnell hat meine Aufbereitung – weder in Online- noch Print-Kategorien betrachtet – etwas zu tun. Aber im Moment wird die verfügbare Zeit einfach nicht mehr…
Mit Jan-Erik Stange und Jonas Parnow habe ich im Sommersemester 2016 an der TU Dortmund im Studiengang Wissenschaftsjournalismus, Schwerpunkt Datenjournalismus den Kurs Infografiken I unterrichtet. Meines Wissens nach immer noch der einzige dezidierte Datenjournalismus-Studiengang in Deutschland, mit wirklich fähigen Studierenden!
Wir haben im Kurs Module zu Datenverarbeitung, Visualisierungstools sowie Karten und Vektorgrafiken angeboten, anschließend haben die Studierenden in Gruppen eigene Projekte umgesetzt, die Ruhr Nachrichten waren dabei unser Medienpartner.
Vier Projekte entstanden dabei, sie sind sehr unterschiedlich, aber alle gelungen. Der Schwerpunkt lag gemäß der Lehrveranstaltung auf Infografiken undVisualisierung, nicht auf besonders ausgefeilter Datenverarbeitung oder Recherchetechniken – manche haben das aber auch noch zusätzlich gemacht +1. Im folgenden stelle ich die Projekte kurz vor.
„Der Pott bebt“
Katharina Kock, Sophie Rotgeri und Moritz Zajonz haben in „Der Pott bebt“ Mikrobeben analysiert, die der Bergbau im Ruhrgebiet verursacht. Zentrales Element ist eine interaktive Karte mit allen Beben zwischen 1983 und 2016. Darüber hinaus zeigen Katharina, Sophie und Moritz, wie sich die Stärke der Beben verteilt, was diese Magnitude jeweils bedeutet, und wie sich die Erdbeben im Tages- und Wochenverlauf entwickeln. Dabei zeigen sie klare Zusammenhänge mit dem Bergbau auf. Die Aussicht: Der Pott wird noch einige Jahre beben. Im Dezember 2016 ist das Projekt auch auf Correctiv Ruhr erschienen.
„Wie Dortmund bist du?“
Kira Schacht hat auf Basis umfangreicher YouGov-Daten zu Dortmund ein interaktives Quiz erstellt. Nutzer beantworten Stück für Stück Fragen zu Demographie, Partei, Biersorte und anderem. Am Ende erfahren sie, in welchem Umfang sie deckungsgleich mit Dortmund sind – oder nicht. Das ursprüngliche Projekt lief auf dem lokalen Rechner, zwischendurch hatte Kira eine Online-Version auf den Ruhr Nachrichten veröffentlicht.
„Dreckiges Gold“
Marie-Louise Timcke zeigt in „Dreckiges Gold“, wie es um Müllimporte und -exporte in Deutschland steht. Anhand der „grenzüberschreitenden Abfallstatistik“ des Umweltbundesamts und des Statistischen Bundesamts schlüsselt Marie auf grafisch originelle Weise auf, welchen Müll Deutschland vor allem ins Land schafft und welcher Müll im Ausland landet. Zwei Erkenntnisse dabei: Der Exportweltmeister Deutschland führt bei weitem mehr Müll ein als er exportiert. Und Deutsche trennen ihren Müll inzwischen zu gut, weswegen Müllverbrennungsanlagen zu wenig leicht Brennbares wie Plastikbecher haben, aber zu viel schwer Brennbares wie Windeln.
Spielhallen und Armut
Sakander Zirai schließlich betrachtet Armut in Dortmund und führt über mehrere Leaflet-Karten duch die Unterschiede zwischen Norden und Süden Dortmunds, wie die Mietpreise sich verteilen, wo Spielcasinos stehen, wo sich Biomärkte befinden und wie sich Discounter (Aldi) in der Stadt verteilen. Auffällig ist zum Beispiel, dass es in der Nordhälfte der Stadt (Stand Sommer 2016) keinen einzigen Biomarkt gab.
(Projekt inzwischen offline)